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Es war zu schrecklich (...), in die furchtbarsten Verhältnisse des Lagers Gurs in Südfrankreich zu landen. Kälte, Hunger, erbärmliche Holzbaracken, Schmutz, kein Wasser.

Alice Salmon an eine Jugendfreundin in St. Ingbert

Menschen: Familie

Das Lager Gurs war ursprünglich ein Lager für aus Spanien geflohene Soldaten der Republikanischen Armee oder der Internationalen Brigaden. Gurs diente als Auffanglager und war als Provisorium gedacht. Dementsprechend karg war daher die Einrichtung.

Dabei blieb es auch, als im Mai 1940 nach Frankreich emigrierte deutsche Frauen mit Kindern in das Lager kamen. Die meisten verließen nach maximal drei Monaten das Lager. Als die 6.500 Menschen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland am 25./26. Oktober in das Lager kamen, waren darunter sehr viele Familien, zum Teil mit Kleinkindern.  

Sie wurden in Gurs voneinander getrennt, da die Männer und Frauen in jeweils eigenen Ilots untergebracht waren. Kleine Kinder blieben bei ihrer Mutter, die älteren wurden nach Geschlechtern getrennt in die jeweiligen Ilots eingewiesen.

Nachdem das Lager Rivesaltes als Familienlager eröffnet worden war, wurden die im Lager Gurs internierten Familien am März 1941 dorthin verlegt. Ab Juli desselben Jahres konnten sich Familien von dem Lager freistellen lassen. Die Homburger Familie Salmon nutzte diese Möglichkeit, um ihre Emigration in die USA voranzutreiben. Denn die frühzeitige Emigration im Jahr 1941 bewahrte eine Familie davor, auseinandergerissen zu werden. Nachdem die hygienischen Zustände auch in Rivesaltes katastrophal und der Nahrungsmangel groß waren, wurden die sich dort aufhaltenden Kinder von Hilfsorganisationen in von ihnen betriebene Kinderheime gebracht und auf diese Weise gerettet. Die in Rivesaltes und Gurs zurückgebliebenen Eltern wurden mehrheitlich deportiert und ermordet. Mütter mit noch sehr jungen Kindern wurden nicht getrennt. Sie wurden mehrfach in andere Lager verlegt und entgingen den Deportationen. Eine Familie mit Kindern im jugendlichen Alter blieb zusammen und wurde gemeinsam deportiert und ermordet. 

Die Emigrant*innen aus dem Saarland, die nach 1935 nach Frankreich oder Benelux emigriert waren, kamen selten als Familien in das Lager Gurs. Sie waren schon vorher auseinandergerissen worden, als der Vater im September 1939 interniert und dann in ein Arbeitskommando eingegliedert wurde, während Mutter und Kinder zurückblieben und nach ihrer Entlassung aus dem Lager Gurs versteckt in der Region lebten oder nach Paris zurückgingen. Erfolgte eine erneute Internierung, wurden die Kinder von den Eltern oder einem Elternteil durch Unterbringung in einem Kinderheim getrennt und auf diesem Weg gerettet. Ihre Eltern oder ein Elternteil blieben im Lager zurück. Auch sie wurden von dort deportiert und ermordet.

Hilfe aus der Familie in Übersee

Die Homburger Familie Salmon konnte mit ihren beiden Kindern bereits im Juli 1941 im Zuge der damals gängigen Beurlaubungen das Familienlager Rivesaltes verlassen. Sie kamen bei Verwandten in Limoges unter und organisierten von dort ihre Ausreise. Für sie bürgte die in den USA lebende Mutter von Alice Salmon. Die in Amerika lebenden Verwandten bezahlten die Tickets in Höhe von 1.530 US-Dollar. Nach Erhalt der Visa im November warteten der Vater im Lager Les Milles und die Mutter mit den Kindern im überfüllten Hotel „Le Levant“ in Marseille auf ihre Ausreise. Sie gelangten im Januar 1942 über Casablanca nach New York. 

Als schwierig erwies sich die Familienzusammenführung der Familie Weiler aus Diefflen bei Dillingen/Saar. Für Moses Weiler und seine Frau Paula, die von der Pfalz nach Gurs kamen, bürgte ihr in den USA lebender Sohn Fritz. Doch die Abreise verschob sich mehrfach. Dazu kamen der Kriegseintritt der USA und – damit  verknüpft – die Verschärfung der Einreisekriterien sowie das Alter der Eheleute mit 54 und 58 Jahren. Der Sohn reiste mehrfach von New York zur US-Regierung nach Washington, beauftragte einen Rechtsanwalt für die Visa und einen Reisevermittler in Frankreich, gab mehrere hundert Dollar für Telefonate und Telegramme nach Frankreich aus, bezahlte 250 Dollar Gebühren für die fünfmalige Stornierung der Überfahrt sowie die Schiffspassage in Höhe von 500 Dollar, bis seine Eltern im Februar 1942 in den USA ankamen.

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